Budo

Budo - ein kurze Geschichte

"Budo" ist ein Sammelbegriff für die klassischen, japanischen Kampfkünste. Es bedeute in etwa "der Weg des Kriegs" (Bu = die Waffen zum Kampf tragen; Do = Weg (Art und Weise etwas zu tun)).

Hier etwas zur "jüngeren" Geschichte:



Mittelalter (1200 - 1600)


Während in Europa die Ritterzeit bereits zum Ende der 14. Jahrhunderts auslief, dauerten die feudalen Machtkämpfe in Japan noch an - das Land zerfällt in zahlreiche Kleinterritorien. Die Fürsten fühlen sich an nichts gebunden und stützen ihre Autorität auf die eigenen Militärmacht und wechselnden Bündnissen. Kampftechniken/-taktiken wurden geheim gehalten und waren eine Art "Family Business" -  Budo als eigenständiges Konzept war unbekannt.


Edo-Zeit  (1600 - 1868)


Nach der Reicheinigung unter  Shogun Tokugawa tritt eine Phase des Friedens ein - In der selbstgewählten Isolation können sich die Kampftechniken ungestört von äußeren Einflüssen perfektionieren und einem  "höheren Ideal" gewidmet werden. Einflüssen des Zen-Buddhismus folgend, werden die "Techniken" (Jutsu) zu "Wegen" (Do) . Begriffe wir "Budo" oder "Bushido" werden in dieser Zeit - durchaus idealisiert - geprägt.


Meiji (1868 - 1912)


Wirtschaftliche Zwänge und der Druck der Westmächte zwingen Japan ab 1850 zur Öffnung - alte Spannungen brechen erneut aus und nach einem letzten Bürgerkrieg wird 1868 -  nach über 800 Jahren - der  Kaiser wieder als erster Statthalter der Macht eingesetzt. Die Zeit der Shogune ist damit endgültig beendet  - der junge Kaiser Mutsuhito stellt seine  Amtszeit unter das Motto  "Erneuerung" (Meiji)

"Alte Zöpfe" werden abgeschnitten und Budo verliert sein Ansehen - es beginnt eine erstaunliche Aufholjagd "aus dem Mittelalter in die Neuzeit" auf allen Gebieten - auch militärisch.

1899 schreibt Nitobe Inazo sein Buch "Bushido - die Seele Japans"  - eine verklärte Sicht auf die Samurai-Vergangenheit des Landes , die nun auch weltweit bekannt wird.

Taisho / Showa (1912 - 1945)


Japan militarisiert sich zunehmend und übernimmt die imperialistische Politik des Westens. Es betrachtet den gesamten Osten als seine "Einflussspähre"  -  Budo erfährt als Mittel der Identitätsbildung des sich verschärfenden Nationalismusses eine  Renaissance.

In dieser Zeit bilden sich die Grundlagen der heute bekannt, japanischen Kampfkünste und einige  Budoka erlangen weltweite Aufmerksamkeit im Kontext dieser Neuorientierung:


  • Takeda Sokaku (1859 - 1943) nennt seinen Ju-Jutsu-Stil "Daito Ryu" (etwa "Schule des großen Ostens), bleibt technisch aber der "alten Zeit" verhaftet 
  • Kano Jigoro (1860 - 1938) entwickelt einen modernisierten Jiu-Jutsu-Stil nach westlichem Vorbild - Schwert und Lanze haben hier keine Bedeutung mehr (Kodokan-Judo)
  • Funakoshi Gichin  (1868 - 1957) geht von Okinawa nach Tokyo und präsentiert sein Karate der Öffentlichkeit (nicht ohne die Herkunft der Kunst (China) der neuen Politik folgend zu verschleiern - aus "China-Hand" wird in der Übersetzung "leere Hand").
  • Ueshiba Morihei (1883 - 1969) verbreitet das klassische Jiu-Jitsu Takedas (es wird später als "Aikido" bekannt werden) in Tokyo (Kobukan) und den Militärschulen des Landes


Japan nimmt nun an einer Reihe von Kriegen teil - es folgt eine wenig bekannte und eher unrühmliche Zeit in der Geschichte des Budo.

Während Japan im ersten Weltkrieg noch die Gelegenheit nutzen konnte, seinen Einfluss in Asiens auszudehnen, steht es im September 1945 am Abgrund - die vollständig Kapitulation beendet die imperialistische  Kriegspolitik und  General McArthur verbietet die  einschlägigen Budo-Organisationen.

Showa (ab 1950)


Nach dem Krieg beginnt ein neues Kapitel der Budo - Künste. Die jeweiligen Disziplinen verlassen  die zentralisierten Organisationsformen und gründen ihre eigenen Strukturen, Verbände und Verbreitungsgeschichten.

An dieser Stelle erfährt auch Aikido eine Neuinterpretation und wird in den 1960ger Jahren außerhalb Japans bekannt. 

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